© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

Haltungsnote
Plumpe Propaganda
Björn Harms

Vergangene Woche strahlte das ZDF zur Hauptsendezeit ein „Dokudrama“ über die Ereignisse vom 4. September 2015 aus, als Tausende Migranten über Budapest nach Deutschland eingereist waren. Die Asylkrise nahm ihren Lauf. Was die Macher von „Stunden der Entscheidung: Angela Merkel und die Flüchtlinge“ ablieferten, übertraf sogar die schlimmsten Erwartungen. Merkel präsentierte man als selbstlose Heldin, die mit ihrer Entscheidung zur Grenzöffnung hilflose Flüchtlinge aus den Händen des ungarischen Bösewichts Viktor Orbán befreit hätte. Zumindest einer wollte diese plumpe Propaganda nicht widerspruchslos durchgehen lassen. In einem Brandbrief beschwerte sich der ungarische Botschafter Péter Györkös beim ZDF-Intendanten Peter Frey und ließ seiner Frustration freien Lauf. Györkös räumte mit dem „Mythos vom Budapester Ostbahnhof“ auf. Nicht dort hätten die Probleme ihren Anfang genommen. Die illegalen Einwanderer seien schließlich durch fünf oder sechs Staaten gezogen, in denen ihr Leben nicht in Gefahr war. „Sie waren also keine Flüchtlinge mehr.“ Statt „Schmutzkampagnen und Fiktionen“ wünsche er sich eine Orientierung an Fakten. Für eine Richigstellung stehe Györkös jederzeit bereit. Dieser Wunsch dürfte wohl unerfüllt bleiben.