© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

Meldungen

Passionsspiele: Jesus bekommt keinen E-Roller 

OEBRAMMERGAU. Jesus Christus wird bei den Oberammergauer Passionsspielen im nächsten Jahr nicht auf einem E-Tretroller nach Jerusalem einziehen. Wie eh und je werde er auf einem Esel reiten, teilten die Passionsspiele am Montag dieser Woche mit. Das Veterinäramt des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen stellte klar, daß grundsätzlich dem traditionellen Ritt auf dem Esel nichts entgegenstehe. Zuvor hatte die Tierschutzorganisation Peta gefordert, daß Jesus statt auf einem Esel mit einem E-Roller einziehen soll. Der Ritt eines erwachsenen Mannes auf einem Esel sei „nach heutigen Erkenntnissen tierschutzwidrig“. Die maximale Traglast werde überschritten. Nach Meinung von Peta würde Jesus heute nicht mehr auf einem Esel reiten: „Er würde sich vermutlich auf einem E-Roller oder mit einem anderen tier- und umweltfreundlichen Elektromobil fortbewegen.“ Der Jesus-Darsteller bei den Oberammergauer Passionsspielen, Frederik Mayet, hält den Umstieg auf einen E-Roller für schwer vorstellbar: „Man bewegt sich in Kostümen und einem Bühnenbild, wo sich die Zuschauer vorstellen können, daß es vielleicht so vor 2.000 Jahren ausgesehen hat. Da paßt so ein Tretroller nicht wirklich gut rein.“ Die Organisation Peta verwies darauf, daß „gemäß den allgemein anerkannten Leitlinien der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V.“ die Belastung eines Esels keinesfalls mehr als 20 Prozent seines Eigengewichtes betragen darf. Die nächsten Oberammergauer Passionsspiele finden vom 16. Mai bis 4. Oktober 2020 statt. Ihre Tradition stammt aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648), als Tausende an der Pest starben. Als die Seuche auch unter den Einwohnern von Oberammergau grassierte, gelobten einige Bürger anno 1633, alle zehn Jahre Passionsspiele aufzuführen, wenn das Leiden ein rasches Ende nimmt. Der Überlieferung nach forderte die Pest ab diesem Zeitpunkt keine neuen Opfer. Alle Mitwirkendenmüssen entweder in Oberammergau geboren sein oder seit 20 Jahren im Ort leben. 2010 kamen zu den Passionsspielen über 500.000 Besucher aus aller Welt. (JF/idea)

 www.passionsspiele-oberammergau.de





Moses-Mendelssohn-Medaille für Nachama

POTSDAM. Der Historiker und Rabbiner Andreas Nachama ist am Montag mit der Moses-Mendelssohn-Medaille ausgezeichnet worden. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte in ihrer Laudatio den im November in Ruhestand gehenden Direktor der Stiftung Topographie des Terrors als einen Lehrmeister der Toleranz und Verständigung. Der 67jährige Nachama sei ein Wegbereiter interreligiöser Versöhnung. Die Medaille ist nach Moses Mendelssohn (1729–1786), einem Philosophen der Aufklärung, benannt. (tha)