© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/19 / 13. September 2019

Nicht so idealistisch wie es scheint
Grünes Geschäftsmodell: Wer sind die Hintermänner von Deutschlands führenden Klimaaktivisten? – Teil 2
Hinrich Rohbohm

Ist der Wikipedia-Schreiber Andreas Lieb nur die Spitze des Eisbergs einer weitaus größer angelegten PR-Kampagne für die Klimaschutz-Ideologie? Auffällig ist, daß vor allem Schüler und Studenten als sogenannte Klima-Aktivisten in Erscheinung treten. Jung, unschuldig, idealistisch. Das kommt an. Nicht erst seit Greta Thunberg bedienen sich selbsternannte Klimaschutz-Organisationen der Stimme der Jüngsten, um statt Eisbergen die Herzen der Menschen für ihre Ideologie zum Schmelzen zu bringen.

Das war schon 1992 so, als die damals gerade einmal zwölf Jahre alte Kanadierin Severn Cullis-Suzuki mit einer Rede auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in den Medien weltweit für Aufsehen sorgte. Diese als „Erdgipfel“ bezeichnete Konferenz kann als Startpunkt für den Aufstieg der zahlreichen internationalen Umweltorganisationen bezeichnet werden. 2.400 NGOs nahmen an der Rio-Konferenz teil und legten mit Agenda 21, Klimarahmenkonvention und Biodiversitätskonvention die Grundlagen für die heutige politische, gesellschaftliche und mediale Durchdringung der Klima-Ideologie in den westlichen Industriestaaten. Vor allem in Deutschland. 

In Rio hielt Cullis-Suzuki eine sechsminütige Rede, mit der sie die Welt beeindruckte. Die Medien überschlugen sich mit Superlativen. Und Cullis-Suzuki ging als „Mädchen, das die Welt zum Schweigen brachte“, in die Geschichte ein. Schon mit neun Jahren gründete sie an ihrer Grundschule den Umwelt-Club Environmental Children’s Organization (ECO), der Spenden sammelte, um an der Rio-Konferenz teilnehmen zu können. Eine rührende Geschichte. Eine, die jedoch ohne die Hilfe einflußreicher Erwachsener wohl kaum zu realisieren gewesen wäre. 

Argumentative Schulung  für zukünftige Klimaführer

Etwa durch Severns Vater David Suzuki, einen sogenannten Umweltaktivisten und Genetik-Professor, der als Radio- und Fernsehmoderator des Magazins „The Nature of Things“ bereits zu größerer Bekanntheit gelangt war und schon in den achtziger Jahren als Direktor der kanadischen Bürgerrechtsbewegung „Civil Liberties Association“ in Erscheinung trat. Zwei Jahre vor dem Rio-Gipfel gründete er die sich für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien einsetzende David Suzuki Foundation. Eine Organisation, die inzwischen mit der von Al Gore ins Leben gerufenen NGO Climate Reality zusammenarbeitet. 

Bei Climate Reality handelt es sich um eine Nachfolgeorganisation der 2006 ebenfalls von Al Gore gegründeten Alliance for Climate Protection, die mit mehr als fünf Millionen Mitgliedern als eine der weltweit größten Non-Profit-Organisationen überhaupt galt. Zu ihren Förderern zählte unter anderem der einstige eBay-Chef Jeff Skoll, der zwei Jahre zuvor die Filmproduktionsgesellschaft Participant Media gegründet hatte. 

Ein Unternehmen, das sich auf die Produktion von Umweltfilmen spezialisiert hatte und auch Al Gores Klimafilm „Eine Unbequeme Wahrheit“ produzierte. Ein weiterer Förderer der Organisation war John Doerr, ein Risikokapital-Manager der im Silicon Valley beheimateten Firma Kleiner Perkins Caufield & Byers (KPCB). Das Unternehmen hatte unter anderem den Aufstieg der Internetgiganten Google und Amazon mitfinanziert. 

Ein weiterer Geschäftszweig von KPCB sind Investitionen in den Bereich  „Greentech“, in dem alternative Energien und Umwelttechnologien entwickelt werden. Doerr arbeitet hier nicht nur mit Al Gore, sondern auch mit dem ehemaligen Außenminister Colin Powell zusammen. Sind die selbsternannten Klima-Aktivisten etwa lediglich Teil eines Geschäftsmodells, bei dem es darum geht, neue Umwelttechnologien salonfähig zu machen?

Unter anderem bildet Climate Reality sogenannte Klimaführer aus, die die Aufgabe haben, das Thema in Politik, Medien und Gesellschaft stärker zu verankern. Zwischen dem 26. und 28. Juni vorigen Jahres fand in Berlin ein sogenanntes Climate Reality Leadership Corps Activist Training statt. Angeleitet von keinem Geringeren als dem einstigen US-Vizepräsidenten und Friedensnobelpreisträger Al Gore persönlich. 

Die Teilnehmer solcher Trainings sollen in ihrer jeweiligen Region Führungsrollen beim Klimaschutz übernehmen und zum Handeln gegen eine bevorstehende Klimakrise aufrufen. Sie sollen diesbezüglich soziale Netzwerke aktivieren, für Stellungnahmen in der Presse zur Verfügung stehen sowie die Forderung nach einer CO2-Steuer und einen Emissionsrechtehandel voranbringen. Auch für die Auseinandersetzung mit Kritikern der Klima-Ideologie werden sie trainiert. 

 Als Grundlage für die Ausbildung zum Klimaführer dient Gore sein Film „Eine unbequeme Wahrheit“, dessen Inhalte über den „menschengemachten Klimawandel“ seine „Schüler“ in ihren jeweiligen Ländern weiter verbreiten sollen. Vor allem an Schulen gehört der Film nicht selten zum Unterrichtsstoff. Für die spätere „Fridays for Future“-Bewegung eine ideale Grundlage. Dabei ist der Film nicht unumstritten. An Großbritanniens Schulen darf er nach einem entsprechenden Gerichtsurteil nicht mehr unkommentiert gezeigt werden. Im Gegensatz zu Deutschland sind Lehrer dort dazu verpflichtet, auf gravierende Fehler des Films und seinen zur Hysterie neigenden Grundtenor einer unmittelbar bevorstehenden Klimakatastrophe hinzuweisen. 

Ein Alarmismus, der heute von Klimaführern wie Greta Thunberg, Luisa Neubauer, Carla Reemtsma oder Jakob Blasel verbreitet wird. Auch bei ihnen handelt es sich keineswegs um Wunderkinder. Vielmehr sind es erwachsene Vertreter einer Klima-Lobby sowie zumeist die eigenen Eltern, die die Ideologie der angeblich von Schülern ins Leben gerufenen „Fridays for Future“-Bewegung maßgeblich anschieben und für die notwendige organisatorische Unterstützung sorgen. 

So war es der schwedische PR-Unternehmer Ingmar Rentzhog, der Greta Thunberg als Aushängeschild  für die Geschäfte seines Klima-Unternehmens „We don’t have Time“ nutzte, um Investoren anzulocken, ein Partner von Al Gores Climate Reality-Projekts. Es war die radikale Klimaschutzorganisation Extinction Rebellion, die Schulstreiks als Idee erstmals ins Spiel brachte und die es Greta Thunberg ermöglichte, ihre Rede auf dem UN-Klimagipfel zu halten. 

Und es ist die von keinem Geringeren als dem Vizepräsidenten des deutschen Club of Rome Fritjof Finkbeiner geleitete internationale Organisation „Plant-for-the-Planet“, die „Fridays for Future“ ein Spendenkonto zur Verfügung stellt. Es dürfte dabei mehr als nur der Zufall gewesen sein, daß sein Sohn Felix Finkbeiner auf eine ähnliche Wunderkind-Karriere zurückblicken kann wie Cullis-Suzuki oder Thunberg. Bereits als Grundschüler hält er ein Referat über den Klimawandel, gründet als Viertkläßler mit seinem Vater die Jugendorganisation „Plant-for-the-Planet“ und hält wenige Jahre später ebenfalls eine Rede vor der UN-Vollversammlung.

Das Impressum der Seite gab lange Rätsel auf

Auch Jakob Blasel, ein führender Kopf der FFF-Bewegung, erhält familiär-medialen Flankenschutz. „Supported by Daddy“, spötteln hinter vorgehaltener Hand einige seiner Kritiker unter Studenten an der Kieler Universität. Nicht ganz ohne Grund. Vater Kristian Blasel ist der Lokalchef bei den Kieler Nachrichten. In einem Kommentar der Zeitung verurteilt er die bösen Reedereien und ihr diabolisches Kreuzfahrtgeschäft und lobt die Hafenblockade jener guten Klimademonstranten, die sein Sohn maßgeblich organisiert. 

Der Spiegel räumte Jakob Blasel zudem ein großzügiges Interview mit äußerst dankbaren Fragen zur Unabhängigkeit von „Fridays for Future“ ein, kurz nachdem Zweifel an genau jener Unabhängigkeit aufgekommen waren. „Wir haben nichts zu verbergen“, hatte Blasel in dem Interview erklärt. Wirklich nicht? 

Das Impressum der Organisation gab lange Rätsel auf. Denn die dort genannte Verantwortliche Ronja Thein ist offenbar unauffindbar und hinter der angegebenen Adresse verbirgt sich vielmehr ein linksalternatives Zentrum. Aufklärung? Fehlanzeige. Auch bei einem Besuch der JF vor Ort konnte dort niemand etwas so recht mit einer Ronja Thein anfangen. Kurz nachdem die JF darüber berichtete, wurde jedenfalls der Name im Impressum der FFF-Internetseite geändert. Nun wird Lucas Pohl dort als Verantwortlicher aufgeführt. Ein Mitstreiter Jakob Blasels, der an der Universität Kiel studiert und auch als Organisator von Klimademos in Erscheinung getreten ist. 

Wie Blasel sind auch Franziska Wessel – ebenfalls zur Führungsgruppe von „Fridays for Future“ gehörend – die Medien in die Wiege gelegt worden. Vater Günther Wessel arbeitet als freier Journalist für öffentlich-rechtliche Rundfunksender, Mutter Petra Pinzler als Korrespondentin bei der Zeit. 

Zu nennen wäre auch FFF-Pressesprecherin Carla Reemtsma. In den Medien beeilte man sich auffällig schnell zu betonen, daß die 19jährige nicht direkt mit dem linken Mäzen Jan-Philipp Reemtsma verwandt sei, der in den achtziger Jahren das Hamburger Institut für Sozialforschung gründete. Und indirekt? Darüber schweigen sich Medienvertreter bis heute aus. 

Carla Reemtsma studiert an der Universität in Münster. Dort, aber auch in den sozialen Medien ist davon die Rede, daß sie und die deutsche FFF-Anführerin Luisa Neubauer Cousinen seien. Demnach handele es sich bei Luisas Mutter Frauke Neubauer um eine geborene Reemtsma. Soll hier möglicherweise nicht nur die Verbindung zu mächtigen Klimaschutz-Organisationen, sondern auch ein gut betuchter linker Familienhintergrund führender FFF-Aktivisten verschleiert werden?

 Lesen Sie in der kommenden Ausgabe Teil 3: 

Wie Klima-Ideologen mit neuen PR-Strategien Deutschland zur grünen Republik machen wollen.