© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/11 / 14. Oktober 2011
Militärhistorisches Museum in Dresden Das schief durchschnittene Signet des neuen Militärhistorischen Museums ist Programm: Hier soll Bestehendes gebrochen und Schräges zur Norm werden. Eine krude Botschaft, die in den stürzenden Wänden des Architekten Daniel Libeskind eine konsequente Fortsetzung erfährt und von der brachial-pathetischen Komposition aus Texten, Bildern und rund 7.000 Exponaten durchgehend flankiert wird. Die Dresdner Macher verwerfen mit Aplomb die Tradition unverstellter, sachorientierter Darstellungen deutscher und internationaler Militärgeschichte; vielmehr präsentieren sie deren Umdeutung in ein Kulturpanorama der Gewalt. Die Ausstellung will Kriege neu erzählen, alle Perspektiven menschlicher Roheiten beleuchten – und scheitert an ihrem eigenen Anspruch. Denn wem dieser Parcours ideologisch hochaufgeladener Selbstreflexionen eigentlich dient, bleibt nebulös. Besucher, die nüchtern-objektive, fachlich solide Unterrichtung über Entstehung, Verlauf und Wirkung von Kriegen und Schlachten suchen, wird dieses spinnert-verkrampfte soziopädagogische Sammelsurium orientierungslos lassen. Sie werden in Rastatt, Ingolstadt, Wien, Paris oder London besser beraten sein.
Dr. Guntram Schulze-Wegener ist Chefredakteur von „Militär&Geschichte“. www.militaerundgeschichte.de |