© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/11 11. Februar 2011
Frauenquote Leider haben wir uns schon daran gewöhnt: Seit Jahrzehnten beglückt uns die Politik mit Quotendiskussionen: Milchquote, Subventionsquote, Steuerquote, Emissionsquote und nun die Frauenquote. Aber droht uns wirklich eine Regierungskrise, wenn nicht demnächst dreißig Prozent aller Aufsichtsrats- und Vorstandsmandate mit Frauen besetzt sind? Überhaupt fragt man sich nach der inneren Logik all dieser geschlechtsspezifischen Politikansätze: Haben denn trotz Dutzender wissenschaftlicher Gender-Studienzentren unsere PolitikerInnen immer noch nicht verstanden, daß ganz im Gegenteil der kausale Zusammenhang zwischen biologischem und sozialem Geschlecht endlich aufgebrochen und überwunden werden muß? Denn angeblich gibt doch weder Mann noch Frau! Wenn also schon wie es das Gender Mainstreaming tut behauptet wird, das Geschlecht sei primär eine soziale Konstruktion, dann sollte man auch so konsequent sein, die ideologische Willkür der Sortierung nach Männer oder Frauen zu durchbrechen. Zumal dies doch eine permanente Diskriminierung Transsexueller darstellt. Kein Wunder also, daß gerade die RedakteurInnen der Emma mehrheitlich gegen die Frauenquote sind. Ein kurzes Machtwort der Kanzlerin hat der Zwangsquote nun ein vorläufiges Ende beschert. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Zwangswirkung einer geschlechterbalancierten Besetzung von Führungspositionen soll durch Freiwilligkeit und Selbstverpflichtung verhindert werden. Aber in feministischen Zeiten sollten wir eigentlich nicht zu bescheiden sein: Warum sollte die F-Quote denn nur bei Aktiengesellschaften und Parteien so überaus segensreich wirken? Warum geht nicht der Staat als Vorbild voraus? Bei sämtlichen staatlichen Einrichtungen, wie Bundeswehr, Verwaltung, Justiz und Polizei, aber auch bei der Bahn, der Post, in Forschungszentren, Krankenhäusern etc. gäbe es ein riesiges Umerziehungsfeld. Mit fast sechs Millionen Beschäftigten ist der Staat ohnehin der größte Arbeitgeber im Lande. Soll die Politik ihre Quotenbedürfnisse doch erst einmal selbst auf sofortige Umsetzbarkeit hin prüfen! Es mangelt doch angeblich nur am guten Willen also bitte.
Mechthild Löhr ist Personal- und Unternehmensberaterin und Parteimitglied der CDU. |