© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/11 14. Januar 2011
Lesereinspruch Zu: Rückwärts will die Seele fliehn von Sebastian Hennig (JF 2/11) Sebastian Hennig mag offenbar die Bilder Michael Triegels nicht. Das ist sein gutes Recht. Aber mit Kritik und Auseinandersetzung hat seine Aneinanderreihung von Diffamierungen nichts zu tun. Handwerkliches Machwerk seien die Bilder, ein sehr gewöhnlicher und beflissener Macher der Maler. In diesem Beitrag offenbart sich eine nicht unerhebliche ästhetische Ahnungslosigkeit: Ist es nicht gerade (auch) die Tragik der modernen Kunst, daß ihr die innere Verbindung von Kunst und Handwerk so gründlich abhanden gekommen ist, daß sich jede mit irgendwelchen Ideen aufgeladene Scharlatanerie als mitunter hochbezahlte Kunst ausgeben kann? Wer in den Bildern Triegels nichts zu sehen vermag als eine glatte, mit historischen Anleihen spielende Oberflächlichkeit, der mag es so sehen. Aber er sollte, wenn er denn meint, mit Polemik dagegen zu Felde ziehen zu müssen, Nietzsches Satz nicht vergessen: Man ist um den Preis Künstler, daß man alles, was der Nicht-Künstler als Form betrachtet, als Inhalt, als die Sache selbst ansieht. Karsten Erdmann, Anklam |